WeddyTalk #44 mit Judith

Die Hochzeitsbranche im Wandel der letzten 20 Jahre 💍❤️

Die Hochzeitsbranche hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. In unserer neuesten Podcast-Folge “Die Hochzeitsbranche im Wandel” sprechen Svenja und Judith Ihl Lange über die spannenden Entwicklungen und Trends, die die Welt der Hochzeiten revolutioniert haben.

Von den Anfängen in der Branche vor mehr als einem Jahrzehnt bis zur heutigen Zeit, in der Social Media und das Internet die Informationsflut und die Vielfalt der Hochzeitsangebote beeinflussen, decken sie eine Fülle von Themen ab. ✨ Hört rein und lasst euch inspirieren.

Judith Ihl-Lange
www.myweddingshop.de
Instagram: myweddingshop.de

“Ein Come-Together vor der Hochzeit finde ich heute wie früher einfach zauberhaft.”

Judith

Svenja:
Ich sag’s euch, als ich 2010 so richtig in die Hochzeitsbranche eingestiegen bin, war das eine komplett andere Welt. Ich mein klar, vor 13 Jahren waren die Wünsche und Vorstellungen der Paare komplett anders. Und man darf auch nicht vergessen, es gab viele Angebote schlichtweg auch noch gar nicht.

Mittlerweile gibt es wahnsinnig viele Dienstleister mit den unterschiedlichsten Stilen und auch die Nachfrage nach ungewöhnlichen Dingen außerhalb der Tradition wächst und wächst, was mich persönlich so richtig glücklich macht. Eine, die auch all das miterlebt hat, ja, das ist Judith Ihl Lange. Sie ist als Hochzeitsplanerin seit 2014 spezialisiert auf Hochzeiten in Thailand und hat sogar schon 2006 “My Wedding Shop” gegründet. Es ist ein Online -Shop für alles rund um Hochzeiten und Feste.

Hi Judith, schön, dass du heute mit mir plauderst.

Judith:
Hallo Svenja, ich freue mich dabei zu sein.

Svenja:
Hallo, du bewegst dich ja als schon viel länger sogar im Hochzeitsbusiness als ich. Wie hat sich denn dein Shop über die Jahre verändert? Also weißt du zum Beispiel noch, was so am Anfang dein Verkaufsschlager war?

Judith:
Also der Shop hat sich in den letzten Jahren massivst verändert und zwar der Produktfokus hat sich verändert. Von reinen Angebot über Hochzeitsdekorationen bieten wir jetzt natürlich auch noch weitere Produkte an wie zum Junggesellenabschied, Babyparty, runde Geburtstage, Familienfeiern und Weihnachtsdekorationen. Weihnachten steht ja jetzt vor der Tür. Ist natürlich bei uns auch ein ganz großer Produktfokus, vor allem im Q4. Und was war so der Brüller?

Ja, ich saß mal schon fast 20 Jahren, 15 Jahren. Darf das gar nicht in Zeit. Ja, das ist irre, irre, irre. Aber Gasgeschenke war damals ein Thema, ganz groß, Herzmandeln in Organser-Säckchen. Das war auf keiner Feier wegzudenken und dann aber auch noch die ganz klassischen Fotoalben, wo du das das Bild ausgedruckt auf Papier ist, so schön einkleben konntest und dazu das passende Gästebuch oder umgekehrt das Gästebuch mit dem passenden Fotoalbum.

Svenja:
Das war so das Ding?

Judith:
Ja, das war das Ding 2006, 7, 8, 9, ja?

Svenja:
Ja, Wahnsinn. Und sag mal das, was du gerade gesagt hast, der Shop hat sich verändert. Lagt es daran,
dass du immer mehr wolltest oder gab es da die Nachfrage noch gar nicht, als du gestartet hast für Junggesellenabschiede, Weihnachtsdekos und so weiter?

Judith:
Doch Weihnachten gab es auch schon, aber wir hatten uns damals ganz stark fokussiert, nur auf Hochzeiten. Und das Thema haben wir ausgebaut in den verschiedenen Richtungen und ja, die Hochzeitsbranche war sehr stark im Wandel in den Jahren 2008 bis 2012.
Da wurden wirklich neue Produkte kreiert, neue Dienstleister kamen auf den Markt oder gewisse Dienstleistungen wurden ausgebaut, da gab es immer so einen richtigen Ruck und ja, der Junggesellenabschied kamen immer mehr auch in den Fokus, genauso wie die Babyparty.

Also, als ich schwanger war, ich meine es war jetzt vor 20 Jahren, da gab es sowas noch gar nicht. Da hat man sich zwar gefreut, aber es gab keine Babyparty dazu. Da gab es natürlich jetzt auch Events, die jetzt im Laufe der Jahre und der Zeit sich erst entwickelt haben und auch geblieben sind bei uns und somit haben wir das auch mit in unseren Shop aufgenommen, weil das sind, Junggesellenabschied ist der Teil vor der Hochzeit, die Babyparty in der Regel, danach natürlich gibt es auch Ausnahme wo es dazwischen oder gleichzeitig ist, aber das war dann einfach so, wo wir gesagt haben, das passt alles auch zur Hochzeit, weil es gehört unmittelbar mit dazu zur jungen Familie und somit haben wir dann diese Produkte aufgenommen und es sind halt eben auch Produkte, die das ganze Jahr funktionieren.

Hochzeit weißt du ja selber, hat so seinen Schwerpunktfokus zwischen März und September, wo hingegen eine Babyparty auch im Dezember gefeiert werden kann oder im Januar, da gibt es keine Saison wo man sagt, die Babys gibt es nur im Mai und dementsprechend vor gibt sie Babyparty, nein, das gibt es das ganze Jahr.

Svenja:
Ja, ja. Und da so begleitet der Shop einen dann quasi so ein bisschen durchs Leben, also so durch die Ereignisse im Leben.

Judith:
Durch die Ereignisse im Leben und natürlich haben wir dann auch Themen wie Kommunion, Konfirmation, Taufe. Das sind einfach auch dann die fortführenden Familienfeiern, wenn man Kinder bekommen hat, die einen dann so begleiten. Und ja, Weihnachten als Saisonales fest, wie auch Ostern, haben wir auch mit dazu genommen, weil es gehört dazu.

Ich meine, wir sind in einem Dekorationsbereich, viele Artikel sind auch so neutral, die du auch nach der Hochzeit noch verwenden kannst oder auch dann zu Feierlichkeiten wie zu Ostern oder auch Weihnachten. Natürlich haben wir im Weihnachtsbereich auch noch spezielle Produkte, die ausschließlich auch Weihnachten sich fokussieren, wie Adventsgrenze oder eben auch ganzen Figuren, Engel, Hirschen etc. brauchen oder sie werden sie natürlich dann auch dementsprechend mit den Motiven bestückt, die für Weihnachten sind.

Das hilft uns natürlich auch über so eine, das Ausphasen aus der Hochzeitszeit, Reinphasen in Q4 und da haben dann auch viele, ja auch Brautpaare, fokussieren sich dann natürlich auch erst mal so, jetzt kommt Weihnachten und dann kümmern wir uns wieder um unsere Hochzeit. Ja, genau. Das bedienen wir dann damit auch.

Svenja:
Das stimmt, das ist auch sicherlich super schlau, das so zu machen. Ich kann mir gut vorstellen, dass das wirklich, also wenn ich an mich denke, dass ich Hand habe, das genauso, man lebt so von fest zu fest und handelt dann so das eine ab und beginnt dann fast schon wieder mit dem nächsten.

Ich würde aber super gerne noch mal zurück zu den Hochzeiten gehen, weil mir was eingefallen ist, was ich dir auch erzählen wollte und auch euch da draußen. Ich erinnere mich noch super gut an eine Hochzeit, das ist schon viele Jahre her, also ich denke 2011 oder 2012 und da haben wir die Deko gemacht und die Bestand aus so Plastik, Streudiamanten, Schwimmkerzen in so hohen Gefäßen, auch mit so ein bisschen Sisal da noch mit drin und Baumscheiben. Und die hat damals der Vater der Braut noch selber geschnitten. Leute, das war damals wirklich der absolute Renner.

Wir waren da, alle sind reingekommen und wow und so weiter und ist ja heute absolut nicht mehr im Fokus. Weder die Streudiamanten, noch die Baumscheiben, noch diese hohen Gefäße mit den Schwimmkerzen und die Sisal drin.
Aber ich finde das so witzig, weil sich das so, guck mal, 12, 10 Jahre vorbei und schon hat sich dieses wow dermaßen verändert. Ich glaube nicht, dass heute, also mal so ganz vorsichtig ausgedrückt, heute noch jemand sich derart daran erfreuen, also derart daran erfreuen kann. Hast du auch so Erinnerungen, die heute ja nicht mehr so unbedingt nachgefragt werden, aber die dich immer noch amüsieren oder die dir in Erinnerung geblieben sind?

Judith:
Da gibt es ganz viele Sachen auch. Diese Schwimmkerzen hatten wir auch, auch Baumscheiben hatten wir auch bis vor kurzem im Sortiment. Ich glaube, wir haben sogar noch so kleine, die immer wieder noch nachgefragt werden und das Interessante ist ja der Kunde, der ein Hochzeitsplaner bucht und eine Hochzeit mit einem Hochzeitsplaner dekoriert ist ein anderer Kunde, als die DIY Braut. Und wir haben auch einen sehr langen Produktlebenszyklus, also Sachen, wo du sagst, wow, da habe ich ein Bad, die sind bei uns immer noch im Verkauf. Zwar dann schon in der Ausphasung, aber wir haben immer noch die Kunden und das ist das Sande, das sich Trends im Shop sehr lange halten. Das sind wirklich manchmal kaum Tod zu bringen.

Judith:
Ja, ist was interessant im Vorbereitung auf unser Gespräch. Habe ich und du lachst dich jetzt schlapp. Ich habe ja auch Hochzeit bevor ich mich auf Thailand spezialisiert hatte, war ich ja auch auf dem heimischen Markt tätig. So von 2006 bis 2010 habe ich so Albpen hergestellt, wo ich die best of Bilder eingeklebt habe von meinen Hochzeiten.

Also nicht so ein digitales Fotobuch oder sonst wirklich Papier und eingeklebt. Ich habe mir das wieder hergeholt und ich schau mir das mal an. Wie waren die Hochzeiten 2008? Wie Wie waren denn die Hochzeiten 2009, 2007 oder 2012 und ich war denn da und der,
okay, die Brautkleider haben sich verändert.

Das ist was, wo man es sagt. Aber ich habe mir dann auch gedacht, jede Frau, die diese Bilder nochmal, oder jede Braut jetzt diese Bilder nochmal, oder ehemalige Braut diese Bilder anschauen würde, würde ich feststellen, so scheiße hat das alles gar nicht ausgesehen, wirklich, ich war, ich habe mir gesagt, eigentlich passen es wirklich so, auch natürlich sind jetzt die Hochzeiten anders, ja. Aber es ist nicht so, so fremdschemen, weißt du, was ich meine?

Svenja:
Nein. Also ganz ehrlich, das möchte ich auch, dass das hier überhaupt nicht irgendwie aufkommt. Es soll niemand irgendwie verurteilt werden oder es soll nichts schlecht geredet werden. Es ist rein aus professioneller Sicht, wenn man Sachen über Jahre erlebt, dann hängt es einem irgendwann zum Heiß raus. Sorry, das sozusagen, aber das ist einfach die Realität und darüber amüsiere ich mich. Nicht, dass jemand heute noch Baumscheiben hat.

Wenn das gefällt, ist alles erlaubt, das interessiert niemanden, was ich dazu zu sagen habe. Aber das möchte ich nochmal an dieser Stelle so ganz klar rausstellen. Es geht wirklich nur um diese Veränderung. So wie ich heute lache beim Hochzeitskleid meiner Mutter mit den Schulterpolstern aus den 80ern. Weißt du, das ist einfach amüsant.

Judith:
Ja, das ist da, das ist, aber ich sage mal, da fand ich die Sünde jetzt größer, als wenn ich jetzt mehr braute Paare habe, die vor 15 Jahre geheiratet haben. Das finde ich jetzt noch immer ansehnlich. Und was ganz interessant war, was sich auch so verändert hat, die Farben. Also damals, als ich Hochzeitsplanerin war, da gab es natürlich solche Farben, rote Rosen. Dieses Bordeaux-Rot, das war ja so eine Trendfabrik. Konntest du ja lange nicht totkriegen, wo du gedacht hast, ich mache schon wieder diese Farbe.

Aber die war wirklich immer wieder sehr beliebt. Oder Apfelgrün, wenn es ein bisschen moderner sein durfte, war Apfelgrün in modernen Locations der Knaller schlechthin, also ja oder was war es auch noch. Und dann natürlich habe ich auch festgestellt, so diese ganzen Blaststöne rosa, das kam immer wieder, also das hatte so ein Zyklus, wohingegen das Rot habe ich jetzt schon lange nicht mehr gesehen.
Also das ist so im Tiefschlaf gerade noch. Aber diese ganzen Blaststöne, die hießen halt damals nicht, die hießen halt anders, aber das kam ähnlich immer wieder. Von da habe ich mir gedacht, ja, wenn man jetzt so diese Hochzeitsbilder mal zeigen würde, ich glaube nicht, dass man richtig das Jahr erraten könnte. Gerade bei ganz bestimmten Sachen, wo man sagt, das ist so ein Tick auch zeitlos.

Wenn man jetzt nicht sagen, war das jetzt eine Hochzeit aus 2008 oder 2014?

Svenja:
Das stimmt. Ja, stimmt. Weil natürlich auch der Fokus, also ich meine, es gibt natürlich Hochzeitspaare, die heiraten super trendorientiert. Hatte ich ganz viel, dass Paare wirklich alles haben wollten, was aktuell auf Instagram in war. Auf das Thema kommen wir auch gleich noch. Aber ich habe auch ganz viele Paare, die super zeitlos und fernab von irgendwelcher Trends heiraten. Und wie du schon sagst, ich glaube, dann ist es natürlich umso schwerer zu sagen, so in diesem Jahr oder in dieser Dekade habt ihr irgendwie geheiratet.

Judith:
Ja, so ist mir, ich musste wirklich gucken, wann war das denn? Ja, weil ich konnte es nicht mal sagen. Ach, die waren ja auch mal ein Brautpaar von mir. Toll. Also es war so wirklich so ein Deja-Vu und kleine Reise in die Vergangenheit. Es war jetzt sehr schön für die Vorbereitung.

Svenja:
Oh, die Bilder würde ich zu gerne sehen. Also wenn wir uns das nächste Mal sehen, Judith, möchte ich gerne ein Fotoalbum sehen.

Judith:
Ich werde das auch nicht entsorgen. Das ist für mich eine wunderschöne Erinnerung, die ich mit vielen tollen Brautpaaren verbracht habe und wo wir tolle Hochzeiten geplant haben. Und ja, war eine gute Zeit.

Svenja:
Es ist so eine Entwicklung, also dieses Zusammenwachsen, Paare, sehen, wieder neue kennenlernen, vielleicht auch mal hören. Ach, Mensch, jetzt haben Sie einen tollen Urlaub gemacht. Die Hochzeitsreise war toll. Oder sie ist schwanger oder was auch immer, so kleine Snippets dann noch mitzukriegen, finde ich auch immer wunderschön.

Was ich total witzig finde, ist, mir ist gerade noch in den Sinn gekommen. Ich habe gerade diese Story erzählt von den Baumscheiben. Da gab es das halt noch nicht. Das waren so Bilder aus Amerika. Da hat der Vater das wirklich noch geschnitten, nicht weil sie das nicht kaufen wollten, sondern weil es das schlichtweg nicht gab. Und gerade hast du gesagt, bei euch im Shop gibt es die noch. Auch so eine krasse Veränderung. Manchmal gibt es so Sachen, die wollen die Paare dann und die müssen wir wirklich selber machen, weil es keine andere Chance gibt oder gab. Und dann auf einmal zack, hat man sie auf dem Shop und es ist eigentlich nur ein Klick entfernt. Das ist auch so eine witzige Veränderung, finde ich.

Judith:
Ja, auf alle Fälle. Das sind auch die Produktentwicklungszyklen viel, kürzer geworden und das macht auch Spaß. Also du hast heute eine Möglichkeit, alles zu finden und wie du es auch gesagt hattest, jedem das seine, jeder hat die Möglichkeit, seine Hochzeit zu gestalten, wie er möchte und es ist alles irgendwie per Klick nicht weit entfernt zu kaufen. Wenn ich an meine Hochzeit denke, die war ja vor über 20 Jahren damals, dann gab es das alles noch gar nicht.

Und es war alles eine Mühe, die Sachen zu besorgen. Wenn du gefragt hast, wo bekomme ich ein DJ her, da konnte ich nicht irgendwo ins Internet. Da war das Internet gerade mal geboren.

Da konntest du nicht gerade gucken oder wir haben mit einem freien Redner geheiratet. Das war damals, war mir derzeit weit voraus. Ich wollte gerade sagen, das war aber damals noch nicht in Anfang, Strichen, Normalität, oder? Nein, da musste man auch erklären, was der so macht und warum und überhaupt und die Berechtigung sozusagen vorliegen.

Das Interessante war wirklich, jemanden zu finden, also wir hatten auch jemanden. Der war zufällig, hat ja freie Reden gehalten und hat sich auch Hochzeiten spezialisiert. Der war seinerzeit so weit voraus, dass er vorher, bevor das sogar inn wurde, aufgegeben hatte. Krass, das war so ei. Das war damals so am Kommen alles, weißt du? Ja. Dienstleistungsgruppen, die gab es vorweg schon ein bisschen, aber die haben nicht daran geglaubt, dass es wirklich mal so ein Render wird. Und heutzutage, wenn du überlegst, kriegst du an jeder Ecken freien Redner, du hast eine Vielzahl, du kannst wirklich suchen, welcher Stil, welche Person gerne möchtest. Und damals war ich so glücklich, ich hätte den nächsten, glaub ich, aus Köln holen müssen. Ja, der war ganz weit weg, wo ich mir sehr… Oh, egal wie der ist, der muss gut sein.

Svenja:
Ja, ja, guck an, ja, und wie du schon sagst, das hat sich einfach total verändert. Und heute ist diese Bandbreite viel mehr gegeben, das finde ich auch wundervoll. Also das ist was, was ich sehr genieße an der jetzigen Zeit unserer Branche, dass es einfach so eine Wahnsinnsvielfalt gibt.

Es gibt ja auch manchmal, dass du, weiß ich nicht, vielleicht eine weiblichere Stimme angenehmer findest oder eine männlichere Stimme angenehmer findest oder jemanden haben möchtest, der zeitgleich noch singt und das auch noch verbinden kann oder und du findest mehrsprachig freie Trauung macht. Oder so, du findest ja wirklich so gut wie alles. Also das ist ja wirklich was, es gab es halt einfach nicht.

Und es war auch viel schwieriger für die Dienstleister, die Hochzeitspaare überhaupt zu erreichen und auf ihr Angebot und auf Dinge aufmerksam zu machen.

Was denkst du, wir haben sich denn dadurch Hochzeiten so durch Social Media verändert?

Judith:
Ja, das Social Media ist natürlich eine wahnsinnig große Inspirationsquelle für die Bräute. Fluch und Segen zugleich, weil du wirst erschlagen mit so vielen Ideen und Möglichkeiten, dass du vielleicht, dass du mal im Kopf hattest, vielleicht wieder revidieren musst, weil dir was anderes gefallen hat und während du das umsetzt, schon wieder das nächste im Kopf hast.

Ich habe das immer so schön nice gesagt, so ein Bride Burn Out, der ist nicht weiter entfernt davon, weil du einfach irgendwann mal nicht mehr weißt, mit was du nicht an und was gefällt mir auch wirklich.

Auf der anderen Seite ist es natürlich super, die Wege der Information, welche Möglichkeiten habe ich, denn Hochzeit zu gestalten, sind deutlich kürzer geworden. Ich hatte es mal bewusst zu früher und jetzt, es klingt irgendwie, da kommt man sich schon so alt vor und das soll alle hier lang weg, aber es geht auch schon ein bisschen her und zu meiner Zeit damals, es gab die Hochzeitsmessen, wo du dich informieren kannst.

Da hast du dich aber über den heimischen Markt eher informiert. Da gab es diese Trends aus Amerika oder England, die so uns ja wirklich beflügelt haben in den Möglichkeiten, gab es dann nicht so, das hast du vielleicht mal aus einer, ja damals Braut und Bräutigam oder wie Hochzeit gab es ja auch noch das Magazin, hast du halt da rausgenommen, es gab keine Branche. Die Branche hat sich erst entwickelt ab 2018/19, wo wirklich Leute sich hingesetzt haben und gesagt haben, Mensch ich hätte noch eine Idee, ich könnte diese Dienstleistung anbringen oder mit einbringen und so gab es viele Ideen und paar Sachen haben sich durchgesetzt, paar Dienstleistungen und Produktideen etc. und paar sind dann offenbar auf der Strecke auch wieder liegen geblieben. Und jetzt haben wir eine Hochzeitsbranche. Ja und auch nicht.

Svenja:
Und auch Dienstleister, die das hauptberuflich machen. Also das war ja, finde ich vor einigen Jahren auch noch komplett anders, da gab es ganz viele, die das nebenberuflich gemacht haben, weil man davon auch nicht leben konnte. Auch das hat sich komplett geändert. Die Nachfrage ist viel höher, dadurch dass die Menschen viel leichter erreicht werden können, wird auch eine Begehrlichkeit geweckt.

Und dadurch ist das ja eben viel mehr jetzt gekommen, dass viele, viele, viele wirklich Vollzeit in ihrem Beruf, in der Hochzeitsbranche unterwegs sind, egal welches Gewerk.

Judith:
Auf alle Fälle. Und das Spannende, aber du hast auch erst mal erzählt, hat es von Social Media und wie hat das auch Hochzeiten so verändert? Natürlich siehst du da Hochzeiten, die vielleicht, mit dem ich will das auch haben, aber mein Budget sagt, nein, total kollabieren. Das ist natürlich dann immer so dieser Frust, den man dann dem Brautpaar erklären muss, dass gewisse Sachen nicht so möglich sind, weil da eigentlich was ganz anderes dahinter steht.

Aber es ist natürlich ein Takedown, es ist immer möglich, den Stil oder diese Idee auch in die eigene Hochzeit mit einbringen zu können. Und von daher ist das Social Media, ja, für mich, ja, das Sprachrohr, der Ideen, wo einfach was kommt, das ist ganz schnell da. Und wenn es nicht passt, ist es auch ganz schnell weg. Also die Transitionen und Gehen, bis sie in Print sind, ist das schon wieder vielleicht manchmal alter Hut. Also die Schnelllebigkeit ist dann Fluch und Segen zugleich.

Svenja:
Das stimmt. Auch als Dienstleister muss man sich ja permanent darauf einstellen, dass man immer wieder Content liefern muss, weil man eben sonst auch schnell wieder vergessen ist. Also man muss ja ständig bespielen, damit die Hochzeitspaare das Ganze auch weiterhin sehen und der Algorithmus das weiterhin ausspielt.

Also wie du schon sagst, Fluch und Segen. Ich liebe Social Media, ich finde es ganz toll. Ich sehe es aber auch als schönes Schaufenster. So, als ob ich hier in Berlin am KaDeWe vorbeigehe. Nicht alles, was ich da sehe, kann ich mir leisten. Aber vielleicht gefällt mir der Style und vielleicht kann ich mir ein teures Teilchen da leisten.

Und ansonsten gucke ich vielleicht mal bei gängigen Modeketten, ob ich irgendwie was in einem ähnlichen Style oder einer ähnlichen Farbkombi finde. So empfinde ich es immer.

Judith:
Ja, und diese Takedowns gibt es ja immer wieder, gerade wenn sich gewisse Styles durchgesetzt haben im Premium -Bereich, dann kommen sie im Takedown, da eben auch diejenigen anzusprechen, die das teure Teil, was auch immer das dann ist, aus welchem Bereich auch immer nicht leisten können, aber in der Ähnlichkeit doch in Hause erfüllen.

Svenja:
Oder eben in einer Farbkombi, finde ich auch oft ganz spannend. Sag mal, wenn wir mal an das Angebot von heute noch mal denken,
gibt es da was, was du vor einigen Jahren vermisst hast? Also bei mir war das ganz klar, je mehr ich da so nachdenke, der Videograph, das gab es zwar, aber es war noch total unterschätzt. Und als wir einen Videografen für unsere Hochzeit hatten, wir haben 2010 geheiratet, da war das noch so, ach war es auf Video, naja gut, wenn ihr meint. Na ja, wenn ihr denkt, dann aber gab es da was, wo du sagst, boah, das hätte ich mir gewünscht vor 10, 20 Jahren.

Judith:
Ja, ist das mal, ich habe mir da viel gewünscht, weil es gab nichts. Also bei mir, zu der damaligen Zeit gab es wirklich nichts.
Also eine Hochzeitslocation zu finden war schwierig, weil du hast immer gefragt, wo hast du geheiratet, was weißt du? Das Internet war da, 2002 habe ich geheiratet, gerade geboren. Die Leute sind da gerade erst reingegangen mit ihren Dienstleistungen und da war auch die Idee, also selbst wenn Locations auch als Hochzeitslocation funktioniert haben, war kann ich so diese Idee dahinter, da stelle ich jetzt ins Internet und bewerbe das nur für Hochzeiten, weil es war so ein Randsegment. Hochzeiten waren ja nie im Fokus. Die sind ja erst in den Fokus reingewachsen.

Und ich hatte schon Glück, ich hatte halt immer so eine Trüffelnase für gewisse Sachen. Aber es hätte auch leichter sein können, ja? Ich meine, heute gibst du es ein in Google und sagst, ich brauche DJ in Nürnberg. Und dann findest du das? Oder ich brauche einen freien Redner da und da? Oder ich suche neHochzeitslocation. Das findest du alles? Oder ich suche die Deko in dem Style bla bla bla bla blub,
gibst du ein? Hier wird das Sachen ausgespuckt, die werden die Bilder ausgespuckt. Und dass du Ideen hast, genauso wie Adressen zu Webseiten, wo du noch mal weiter das Thema vertiefen kannst. Das ist früher bei mir damals alles nicht.

Und selbst den DJ, den hab ich dann, der war damals DJ im Paisley Park in Erlangen. In der Location, ja. Und da bin ich dann irgendwann mal hin und sag, machst du auch Hochzeiten? Ich hab so was Ähnliches. Wir haben Tanz, viele Leute. Denke nicht, das es ein Hochzeit ist. Das war eine coole Feier, würdest du? Ja klar, mach ich. Und das war ein richtig cooler DJ damals. Aber das war auch der Einzige, der mir eingefallen ist. Wie bist du denn da, wenn Telefonbuch gabst du damals? Oder stand da nicht drin,
DJ bla bla bla? Und du suchst da die Seitenwärmung? Gab’s ja nicht, ja? Du brauchst ein Buch vielleicht? Ja, aber selbst da auch nicht. Also weißt du, das war schon etwas…Das klingt sich, das kann ja gar nicht sein. Das klingt ja wie im letzten Jahrhundert. Ja, ich hab’s auch so gewesen.

Svenja:
Aber witzig, ne? Diese ganze Informationsflut, wo man heute schon manchmal denkt, wo ich weiß gar nicht mehr, vor lauter Infos, wo ich anfangen soll, war damals genau andersrum. Vor lauter weniger Infos wusste man nicht, wo man anfangen soll.

Judith:
Genau. Oder was ich damals auch vermisst habe, das hat sich auch entwickelt in der Branche. Einladungskarten. Das Beispiel,
ja. Einladungskarten für die Hochzeit her. Da war nicht so, dass ich da irgendwo googeln konnte und sagen konnte, macht mir mal hier eine Einladungskarte. Wer druckt mir das? Keine Ahnung, die Druckereien drücken ja nur große Sachen. Da gibt’s ja keine kleine Druckereien, die sowas drücken, ja? Dann habe ich mir ein Buch gekauft, von irgendeinem so einen Bastelverlag, wie man Einladungskarten bastelt und habe wirklich diese Einladungskarte zur Hochzeit gebastelt.

Papier gebügelt und so weiter. Und so ein Zeug. Ob es dir hasst? Mir ist das so was von auf den Senkel gegangen, dass ich so was machen musste, stundenlang.

Svenja:
Du hast Papier gebügelt?

Judith:
Ja. Papier gebügelt.

Svenja:
Und wie muss ich das? Oh mein Gott, ja, das stimmt. Das ist ja auch noch mal so was. Und heute hast du quasi so viele Möglichkeiten von der Stange in Anführungsstrichen mit drei Klicks fertig hin zu komplett individuell. Alles genauso wie du es in deinem Kopf hast. Ja, das stimmt.

Judith:
Und das in den letzten 20 Jahren. Und das aber miterlebt zu haben, das finde ich so cool. Also ich finde das wirklich cool.
Ja, ich finde es auch immer cool. Dann denke ich mal, wie konnte ich das früher alles machen?

Svenja:
Ja, oder? Was war früher da los? Also wenn ich zum Beispiel, keine Ahnung, auch der Beruf, Hochzeitsplaner oder sowas,
ich glaube meine Oma versteht bis heute nicht, was ich beruflich die Jahre übergemacht habe. Weil die einfach den Beruf nicht kapiert. Also das ist so, wieso denn ein, was brauchst du denn, du gehst zum Standesamt und danach essen? Und das war es doch, was willst du denn, was machst du denn da?

Judith:
Genau. Und ich war ja tätig, sagen wir so 2006 bis zu 2014. Also bei mir in der Region sozusagen als Hochzeitsplanerin. Und gerade so in den Anfängen bevor, ich sage mal so ab 2010 hat sich das ja wirklich verändert, die Branche irgendwann. Aber die Jahre davor war das manchmal so, dass mich, die mich gebucht haben, gesagt haben, du könntest eigentlich eine Freundin von mir sein.

Sag nicht, dass du Hochzeitsplanerin bist, das klingt das. Das ist mir jetzt peinlich, weil die denken, wir wären so Snaps oder irgendwas. Das geht gar nicht. Oder sag ich, du bist eine entfernte Cousine. Ich sag, was du möchtest, aber wenn dir das unangenehm ist, dann machen wir das so. Hat dich alles, ja?

Ich muss jetzt mal den Eltern erklären, warum ich eine Hochzeitsplanerin brauche, weil normalerweise würden wir jetzt in die Gastwirtschaft XY um die Ecke gehen, weil da hat Mama und Papa auch geheiratet. Ich muss mich jetzt erklären.

Svenja:
Ob man denkt, man sei was Besseres. So. Ja, das kenne ich auch noch. Ich war auch sehr oft offiziell bei Location angestellt oder sowas. Also sehr oft wurde am einen anfangen gesagt, ich sei von der Location. Ja, witzig. Ja, finde ich mich total wieder. Aber hey, zu guter Letzt, das ist so die Abschlussfrage, die ich noch an dich habe. Würde ich gerne wissen. Was von damals findest du denn heute auch noch richtig, richtig toll?

Judith:
Was ich wirklich sagen musste, ich musste auf meine Hochzeit zurückgreifen. Wir hatten damals auch so ein Come-Together gemacht, weil wir Gäste hatten aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland und haben dann auf einer Burg so ein Hochzeitswochenende in gehabt. Und das war richtig nice, weil wir einfach einen Tag vorher schon gestartet haben, die die vorher angereist sind. Und sie reißen alle unterschiedlich an, je nach, wo sie eigentlich auch her kamen.

Und dieses Come Together, das ist ja jetzt heutzutage noch viel mehr ausgeprägter, denn das war ja auch schon den Freitag oder den Tag vorher und den Tag nachher und das Ganze noch drumherum strikt. Ja, das finde ich nach wie vor so zauberhaft, dass es sich nicht nur auf paar Stunden begrenzt und dann tschüss, sondern dass man da wirklich das lebt mit der Familie, mit den Freunden und es dann auch genießt.

Das finde ich auch ganz zauberhaft und erfreut mich immer wieder, wenn ich das sehe und denke, ach, da wäre ich jetzt auch gerne gewesen, weil es also immer so schöne Bilder sind und die Leute auch glücklich sind, wenn sie sich so lange gesehen, als nicht gesehen haben und sich dann sehen und auch Zeit haben, sich austauschen zu können.

Svenja:
Das ist nicht nur so beschränkt auf drei, vier Stunden, sondern wenn das wirklich so was ist, was dann langfristig einfach ist, wo man auch mal, ach Mensch, jetzt will ich mal eine Stunde für mich sein, ohne dass es direkt der halbe Tag dann weg ist und niemanden mehr gesehen hat, oder so Programmpunkte auch irgendwie anders gestalten kann, ganz entfernen kann.

Ja, genau, Reden oder so was, finde ich auch cool, wenn man dann nicht irgendwie an einem Tag viel reden hat, sondern vielleicht einer am Freitag was sagt, einer am Samstag, einer am Sonntag. Ja, das finde ich auch ganz schön. Ah ja, mit diesen wunderschönen Erinnerungen und beziehungsweise auch ein sehr schöner Vorschlag an euch da draußen, die ihr heiratet,
das vielleicht auf ein Wochenende beziehungsweise auf mehrere Tage zu legen. Damit entlassen wir euch aus der heutigen Episode. Ich würde ganz, ganz lieben Dank, dass du meinen Gesprächspartnerin warst und mit uns geteilt hast, was du erlebt hast in den letzten Jahren in der Hochzeitsbranche.

Judith:
Vielen Dank auch für die Einladung.

Svenja:
Und euch da draußen mündig eine wunderschöne Planungszeit und hoffe, dass ihr ganz viel Spaß hattet und es euch ein bisschen entertained hat, wie die Hochzeitsbranche sich entwickelt hat.
Judiths My Wedding Shop werden wir euch natürlich verlinken unter der Episode und ich hoffe, wir hören uns bei der nächsten wieder. Macht’s gut, euer WeddyTalks Team. Ciao!